Nachdem wir uns für einen längeren Aufenthalt in Bulgarien entschieden hatten, stellte sich die Frage, was wir uns noch anschauen wollen. Von Kirchen und Klöstern haben wir erst einmal genug. Das Rilagebirge, mit seinem berühmten Kloster, wollte ich daher auslassen. Gebirge uns schließlich auch in Griechenland. Und obwohl sich Olga auf den Passstraßen wacker schlägt, muss man das Glück ja nicht herausfordern. Oder vielleicht doch?
Die sieben Seen des Rilagebirge klangen dagegen schon verlockend. Auf 2000m liegt der erste, bis auf 1600m darf man mit dem Auto fahren. Dann folgt ein Streckenabschnitt mit dem Sessellift. Nicht hundetauglich, jedenfalls nicht für große Hunde. Und wandern ohne die Meute ist nichts für uns. Also eher kein Rilagebirgsausflug.
Beim Studium diverse Reiseberichte (danke allen Schreibenden dafür!) stieß ich jedoch auf einen, der den ungeplanten Aufstieg ohne Lift beschrieb. Das klang schon machbar. Also entschieden wir uns spontan dafür, die Seen zu besuchen.
Am Wanderstartpunkt erwarteten uns 4°C, Regen und dichter Nebel. Und ein freundlicher Herr in der Touristeninformation, mit dem Hinweis diese Tour doch eher im Sommer zu unternehmen.
Also hofften wir auf besseres Wetter, verbrachten einen Tag mit Aufwärmspaziergängen und hatten Glück: am Donnerstag schien wie vorhergesagt die Sonne. Also kurzes Frühstück und los, ab 8.30Uhr sind wir unterwegs. Die gut 400 Höhenmeter bis zur Bergstation des Liftes kämpfen wir uns allein durch den Wald. Ich gönne mir den Luxus, mich vom grauen Achtpfotenantrieb ziehen zu lassen. Philipp darf dagegen eher Nella ziehen, jedenfalls wenn sie ein Stück an der Leine laufen muss.
Der Schnee nimmt langsam zu. Als wir die Bergstation erreichen, liegt eine wunderschöne geschlossene Schneedecke vor uns, in der die Hunde bis zum Bauch versinken. Wobei sie sich erst einmal vor Freude auf dem Rücken durch den Schnee wälzen.
Zwei mögliche Wege zu den Seen gibt es, wir entscheiden uns für den menschenleeren. Der führt direkt an den Ufern entlang, ist länger und schwieriger zu laufen. Mein Plan war „ein paar“ Seen zu sehen und dann umzukehren. Dieser Weg ist eher eine Fußspur, jedenfalls dort wo vorhanden. Aber die Kulisse ist traumhaft. Und Abwechslung wird auch geboten: mal kommt uns ein Wanderer oben ohne entgegen, dann landet ein Helikopter ganz nah hinter dem See. Auf einmal kommt ein komplettes Filmset ins Blickfeld. Mit unseren Hunden sind wir das Highlight, werden auf Tee und Schokolade eingeladen und bestaunen die große Drohne, mit der gedreht wird.
Das war eigentlich ungefähr die Stelle, an der ich spätestens umdrehen wollte. Philipp nicht. Und was soll man gegen „jetzt sind wir einmal hier“ schon sagen. Also weiter bergauf. Das hat einen Vorteil, wir müssen nicht den gleichen Weg zurück, sondern können den einfacheren auf dem Bergkamm nehmen. Naja, und wenn, dann eben ganz. Wir kraxeln immer weiter hinauf, bis auf 2550m zum letzten See. Dort treffen wir ein rüstiges Pärchen aus Malaysia, die uns berichten, uns schon vom Lift aus gesehen zu haben. Scheinbar werden Menschen freundlicher, wenn die Luft dünner wird. Eine Atmosphäre wie an diesen Seen habe ich beim Wandern jedenfalls noch nie erlebt. Jeder unterhält sich mit jedem, auf Englisch, oder was gerade zur Verfügung steht. Einer fragt uns „Can I take a photo of you, for my dog?“ Er hat einen Foxterrier, der bei der nächsten Wanderung dann dabei sein soll, erzählt er. Hoch oben zu sein macht irgendwie high. Aber Glitzerschnee, Sonnenschein und Erschöpfung bis kurz vor die Belastungsgrenze tragen ganz bestimmt auch dazu bei.
Unser Rückweg führt uns zuerst über kilometerlange Schneefelder, läuft sich aber bis auf wenige steile Stellen entspannt. Den bekannten Teil durch den Wald führt Mila an, jede Abzweigung biegt sie schneller ein, als wir die Schilder finden könnten.
Nach 8 Stunden, knapp 20km und 900Höhenmetern sind wir wieder an der Olga angekommen. Fix und fertig, aber mit einem fetten Grinsen und einem ebenso fetten Sonnenbrand im Gesicht. Und unendlich dankbar dafür, dass unsere Hunde solche verrückten Aktionen mitmachen. Noch eine Nacht mit Minusgraden und dann gehts zurück ins warme Flachland.
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